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Art contemporain et marges

Contemporary art and margins

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Veröffentlicht am jeudi, 23. mai 2013

Zusammenfassung

Le colloque « Art contemporain et marges » interroge le rôle des marges dans les définitions de l'art contemporain, et notamment dans celles qu’élaborent ses acteurs. Il s’agira de comprendre les marges et la marginalité dans le champ de l’art selon leur caractère double : comme prise de position programmatique ou comme situation imposée. La réflexion sur la marginalité est-elle à même de mettre en lumière des traits spécifiques à l’art contemporain ? Cette problématique sera abordée dans une perspective interdisciplinaire – croisant les champs de la sociologie, de la philosophie, de la géographie et de l'histoire de l'art – et internationale.

Inserat

"Marginales und Marginalität in der zeitgenössischen Kunst", Interdisziplinäre Tagung, Centre Marc Bloch, Berlin, 9.-11. Oktober 2013

Argument

Diese Tagung beschäftigt sich mit der Rolle, welche das Marginale bzw. die Marginalität in den Definitionen der zeitgenössischen Kunst spielt, und besonders in denjenigen, die ihre Akteure formulieren. Dabei wären das Marginale und die Marginalität auf zwei Ebenen zu behandeln: auf der von programmatischen Stellungnahmen wie als auferlegte Stellung im Feld. Hinsichtlich der Kunstproduktion soll der Blick auf künstlerische Praktiken gelenkt werden, welche Phänomenen Aufmerksamkeit schenken, die an den Rändern der traditionellen Domäne der Kunst angesiedelt sind und somit danach trachten, Grenzen zu verschieben und eingespielte Konzeptionen aufzuheben. Erweist sich die Reflexion des Marginalen und der Marginalität als geeigneter Ausgangspunkt, spezifische Merkmale der zeitgenössischen Kunst zu erhellen?

Diese Fragestellung öffnet mehrere Denkfelder, die in einer interdisziplinären Perspektive an der Kreuzung von Soziologie, Philosophie, Kunstgeschichte und Geographie diskutiert werden sollen. Unser Vorschlag umfasst drei Achsen, die es erlauben, die Begriffe des Marginalen bzw. der Marginalität und der zeitgenössischen Kunst an der Schnittstelle von wissenschaftlichen Traditionen verschiedener Länder zusammen zu denken. Damit soll die Gelegenheit für eine wissenschaftliche Debatte nicht nur im deutsch-französischen Austausch, sondern auch auf einer umfassenderen internationalen Ebene geboten werden.

Auf einer ersten Achse wird dazu eingeladen, die „gekreuzte Geschichte“ der Begriffe des Marginalen bzw. der Marginalität und der zeitgenössischen Kunst zu behandeln. Es geht hier vor allem darum, die mit diesen Ideen verbundenen Funktionen in Zusammenhang mit der Genese der zeitgenössischen Kunst ab Mitte der 1960er Jahre zu analysieren. Die im 20. Jahrhundert durch künstlerische bzw. intellektuelle Avantgarden herbeigeführten Revisionen des Kunstbegriffs ermöglichten eine Erweiterung der künstlerischen Praktiken. Nicht länger nur essentialistisch, sondern vielfach relational begründet, entwickelte sich der Kunstbegriff in der Folge – und insbesondere seit den 1960er Jahren – im Bezug auf Grenzfelder, wobei Funktionen und Leistungen der Kunst neu verhandelt werden. Dieser Umbruch geht mit einer vervielfältigten Praxis einher, die Randgebiete wie Kitsch, low art und technische Bildproduktionen integriert, sich außerkünstlerischer Methoden, Präsentationsformen und Forschungsgegenstände bedient, Diffusion und Grenzaufhebung anstrebt und dabei zugleich die Frage nach der Spezifik der eigenen Vorgehensweise stellt. Das Erbe der Avantgarden, die (In)Stabilität der historiographischen Paradigmen sowie die Angriffe auf doxische Kunstbegriffe aus dem philosophischen bzw. intellektuellen Feld sollen als Ausgangspunkte dienen, um die Übergänge von moderner zu zeitgenössischer Kunst zu diskutieren. Wie lassen sich diese heute datieren, verstehen und erklären? Welche Rolle spielen künstlerische, welche intellektuelle Avantgarden bei Neudefinitionen der zeitgenössischen Kunst? Auch die mit Marginalität verbundenen Künstlermythen und -topoi sind in diesem Kontext relevant. Welche Funktionen sind mit deren unterschiedlicher Tradierung verbunden? Wie entwickeln sich Selbstbilder des verfemten, verrückten oder introvertierten Künstlers?

Von welchen Rändern ist hier jedoch die Rede? Der Rand oder die Ränder können als Räume der Exklusion wahrgenommen werden, ebenso jedoch als Verbindungsglieder, die zu einem etablierten Zentrum führen. In dieser Hinsicht erscheint es wichtig, über die Dynamiken zwischen Zentren und Peripherien nachzudenken – darin besteht eine zweite Achse der Reflexion. Peripherien können im Effekt singuläre Räume schaffen, die Ressourcen eröffnen, Landschaften prägen und sich über die soziale und räumliche Mobilität von Individuen konstituieren – von Künstler/innen, Kunstkritiker/innen, Kunsthändler/innen usw.

Unter welchen Bedingungen kommt es zu einer Mobilität von der Peripherie in das Zentrum und umgekehrt, unter welchen eventuell auch zur Mobilität unter den Peripherien selbst? Kann Marginalität eine Voraussetzung für die Anerkennung von Künstler/innen darstellen? Die Auseinandersetzung mit Peripherien erfordert eine Analyse jener Mechanismen und Strukturen, die das Zentrum definieren und die Peripherien schaffen. In diesem Zusammenhang soll über die Art der Beziehungen zwischen Institutionen – privaten wie öffentlichen – und marginalisierten Produzent/innen bzw. Initiativen nachgedacht werden. Die Begriffe der Innovation oder des Bruchs, die im Feld der zeitgenössischen Kunstproduktion zu Schlüsselwörtern geworden sind, werden – zweifellos zu einem unterschiedlichen Grad – von den Institutionen selbst verbreitet: Stellt diese Erwartungshaltung einer ‚permanenten‘ Revolution nicht die Natur der Institutionen und damit den Begriff der Marginalität selbst in Frage?

Der Fokus auf Übergänge und Brüche darf dabei eine gewisse Beständigkeit der Hierarchien nicht verschweigen, sowohl auf der Produzenten- als auch auf der Publikumsebene, hinsichtlich Geschlecht, sozialer und geographischer Herkunft sowie Nord-Süd- oder West-Ost-Beziehung. Die Problematisierung der Hierarchien soll ein drittes Themenfeld bilden. Seit der Durchsetzung feministischer und postkolonialer Ansätze werden diese zunehmend stärker in der Öffentlichkeit diskutiert. Bezeichnend dafür sind nicht nur einflussreiche documenta-Editionen, wie die von Catherine David geleitete documenta 10 (1997), oder Okwui Enwezors documenta 11 (2002) und Carolyn Christov-Bakargievs documenta 13 (2012), sondern auch Ausstellungen wie die Triennale von Paris, 2012 ebenfalls von Enwezor kuratiert, die mit dem Titel „Intense proximité“ den inhaltlichen Fokus auf die Befragung von Internationalem und Lokalem legte. Diese Achse möchte die Beständigkeit von sozialen und räumlichen Hierarchien genauso prüfen wie die Mittel, welche die Akteure zur Destabilisierung derselben einsetzen. In diesem Rahmen wäre beispielsweise eine Beschäftigung mit der Biennalisierung in den außerhalb des Nordwestens gelegenen Ländern denkbar, oder eine Einschätzung der Erfolge der Politik der Demokratisierung der Kunst, die darauf zielt, die zeitgenössische Kunst einem heterogenen Publikum zugänglicher zu machen. Allgemein stellt sich hier die Frage, inwiefern die Einsicht bzw. die Thematisierung dieser Problematik die Definition der zeitgenössischen Kunst selbst hinterfragt.

Diese Tagung wendet sich vorrangig an junge Wissenschaftler/innen, die sich mit Begriff und Problemen der ‚Marginalität‘ und des ‚Marginalem‘ in der zeitgenössischen Kunst auseinandersetzen.

Ziel ist es, einen Diskussionsraum zwischen wissenschaftlichen Disziplinen, aber auch zwischen jungen und arrivierten Wissenschaftler/innen zu öffnen.

Vier Hauptsektionen umfassen die ausgewählten Beiträge sowie die Vorträge der eingeladenen Referent/innen: Prof. Dr. Jean-Michel Decroly (ULB - IGEAT Bruxelles), Prof. Dr. Bettina Gockel (Universität Zürich), Prof. Dr. Boris Grésillon (Université de Provence), Prof. Dr. Piotr Piotrowski (Adam Mickiewicz University Poznań), PD. Dr. Ulf Wuggenig (Leuphana Universität Lüneburg).

Prof. Dr. Bettina Gockel wird die Tagung am 9. Oktober 2013 mit dem Vortrag „Potenziale der Peripherien. Lebensräume und Denkfiguren der Avantgarden des 19. und 20. Jahrhunderts” eröffnen.

Submissionsbedingungen

Eine Orientierung der Vortragsvorschläge an den genannten Schwerpunkten ist erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.

Es sind Vorträge im Umfang von je 30 Minuten mit anschließenden Diskussionen vorgesehen.

Es kann auf Französisch, Deutsch oder Englisch vorgetragen werden.

Vertrautheit mit diesen drei Sprachen ist bei den Teilnehmer/innen erwünscht.

Die Vortragsvorschläge (mit Titel, Abstract bis 500 Wörter, Name, Vorname, Status, Universität, E-mail) sollten

bis zum 21.6.2013

als pdf- oder Word-Dokument gesendet werden an: art.marges@gmail.com

Über die Annahme der Beiträge wird bis zum 20.7.2013 entschieden.

Wissenschaftliches Komitee

Peter Geimer (Freie Universität Berlin), Boris Grésillon (Université de Provence Aix-Marseille), Béatrice Joyeux-Prunel (École Normale Supérieure Paris), Bénédicte Savoy (Technische Universität Berlin), Patrice Veit (Centre Marc Bloch Berlin), Ulf Wuggenig (Leuphana Universität Lüneburg)

Organisationskomitee

Léa Barbisan (Centre Marc Bloch Berlin / Paris-Sorbonne), Camille Boichot (Géographie-Cités Paris), Maria Bremer (Freie Universität Berlin / Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris), Séverine Marguin (Centre Marc Bloch Berlin / Leuphana Universität Lüneburg / EHESS Paris)

Bibliographie

Belting, H., Buddensieg, A., Weibel, P., & Birken, J. (éd.) (2011) : Global Studies Mapping Contemporary Art and Culture. Ostfildern: Hatje Cantz.

Belting, H. (2005) : Szenarien der Moderne: Kunst und ihre offenen Grenze. Hamburg: Philo and Philo Fine Arts.

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Bydler, C. (2004) : The Global Art World, Inc.: On the globalization of contemporary art. Uppsala: Acta Universitatis Upsaliensis.

Enwezor, O. (2012): Intense Proximity. An Anthology of the Near and the Far [La Triennale 2012]. Paris : Artlys.

Foster H. (1985) : Recodings: Art, Spectacle, Cultural Politics. Bay Press.

Gockel, B. (2010): Die Pathologisierung des Künstlers. Künstlerlegenden der Moderne. Oldenbourg Akademie Verlag.

Grésillon, B. (2008) : « Ville et création artistique. Pour une autre approche de la géographie culturelle »  in Annales de Géographie, 2(660-661), pp. 179-198.

Heinich, N. (1998) : Le triple jeu de l'art contemporain. Sociologie des arts plastiques. Paris: Les Editions de Minuit.

Kaufmann, T. D.-C. (éd.) (2005) : Time and Place: the Geohistory of Art. Burlington, Vt : Ashgate.

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Lesage, D. / Busch, K. (éd.) (2007) : A portait of the artist as a researcher: the Academy and the Bologna Process. Antwerpen : Museum van Hedendaagse Kunst.

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Zahner N. T. (2006) : Die neuen Regeln der Kunst – Andy Warhol und der Umbau des Kunstbetriebs im 20. Jahrhundert. Frankfurt/Main: Campus Verlag

Orte

  • Centre Marc Bloch
    Berlin, Germany

Daten

  • vendredi, 21. juin 2013

Schlüsselwörter

  • art contemporain, marges, interdisciplinarité, rencontres internationales

Informationsquelle

  • Camille Boichot
    courriel : art [dot] marges [at] gmail [dot] com

Zitierhinweise

« Art contemporain et marges », Beitragsaufruf, Calenda, Veröffentlicht am jeudi, 23. mai 2013, https://calenda-formation.labocleo.org/249485

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