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Städtepartnerschaften in Europa

Les jumelages en Europe

Town Twinning in Europe

Konzepte und Praxis von Annäherung im 20. Jahrhundert

Conceptions et pratiques du rapprochement au XXe siècle

Concepts and Praxis of Rapprochement during the 20th Century

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Veröffentlicht am mercredi, 29. octobre 2014

Zusammenfassung

Heute gibt es in Europa fast 20.000 Kommunalpartnerschaften. Seit den 1960er Jahren sind sie geradezu ein Massenphänomen geworden. Ungeachtet dieser eindrücklichen Entwicklung hat sich die Geschichtswissenschaft dieser ganz anderen Form der internationalen Beziehungen bislang noch kaum angenommen. Ihre genauere Analyse erlaubt es jedoch in besonderer Weise, die Beteiligung "normaler Bürger" in internationalen Initiativen und Austauschmaßnahmen im kommunalen Rahmen zu erfassen.Die Konferenz verfolgt das Ziel, die Geschichte von Städtepartnerschaften nachzuzeichnen, indem sie das Konzept und die Definition von Städtepartnerschaften hinterfragt. Die Städtepartnerschaften sind insbesondere im Kontext der bilateralen Annäherung nach dem Krieg, der europäischen Integration und des Kalten Kriegs entstanden. Seit dem Zusammenbruch des Sowjetblocks sind sie ein Symbol für ein Europa der Bürger und der Zusammenarbeit „von unten“. Sie spielen eine wichtige Rolle innerhalb Europas, aber auch in den Beziehungen mit den an Europa angrenzenden Ländern sowie durch die Globalisierung in den Kontakten mit der übrigen Welt.

Inserat

Präsentation

Heute gibt es in Europa fast 20.000 Kommunalpartnerschaften. Seit den 1960er Jahren sind sie geradezu ein Massenphänomen geworden. Ungeachtet dieser eindrücklichen Entwicklung hat sich die Geschichtswissenschaft dieser ganz anderen Form der internationalen Beziehungen bislang noch kaum angenommen. Ihre genauere Analyse erlaubt es jedoch in besonderer Weise, die Beteiligung "normaler Bürger" in internationalen Initiativen und Austauschmaßnahmen im kommunalen Rahmen zu erfassen.Die Konferenz verfolgt das Ziel, die Geschichte von Städtepartnerschaften nachzuzeichnen, indem sie das Konzept und die Definition von Städtepartnerschaften hinterfragt. Die Städtepartnerschaften sind insbesondere im Kontext der bilateralen Annäherung nach dem Krieg, der europäischen Integration und des Kalten Kriegs entstanden. Seit dem Zusammenbruch des Sowjetblocks sind sie ein Symbol für ein Europa der Bürger und der Zusammenarbeit „von unten“. Sie spielen eine wichtige Rolle innerhalb Europas, aber auch in den Beziehungen mit den an Europa angrenzenden Ländern sowie durch die Globalisierung in den Kontakten mit der übrigen Welt. Wie entwickeln sich die europäischen Partnerschaften im Rahmen der internationalen Beziehungen: Spiegeln sie auf kommunaler Ebene eher die internationalen Entwicklungen wider oder besitzen sie eine gewisse Autonomie, die ihnen als Ausdruck zwischenmenschlicher Solidarität eine transnationale Dimension verschafft? Wer sind neben den Gebietskörperschaften, die die Städtepartnerschaften gründen, die handelnden Akteure? Was sind die Strategien der Bürger oder der Zusammenschlüsse von Bürgern und ihrer Vereinigungen, wirtschaftlicher oder kultureller Milieus, der großen Partnerschaftsverbände, die das Städtepartnerschaftsnetz tragen und untereinander oft in Konkurrenz stehen?

Themen

Das Kolloquium gliedert sich in drei Fragenkomplexe:

1. Städtepartnerschaften und Geschichte

  • Erste Erfahrungen der Zwischenkriegszeit: Hierbei handelt es sich um einen noch kaum erforschten Aspekt lokaler Initiativen, die nach dem  Ersten Weltkrieg entstanden, zum Beispiel die Adoption der „Märtyrerstädte“ im Norden Frankreichs durch britische Städte. Inwieweit sind diese verschiedenen Partnerschaften der Zwischenkriegszeit im Zeichen der Versöhnung, verbunden mit dem internationalistischen Geist des Völkerbundes und des Europäischen Föderalismus, entstanden oder sind sie ganz im Gegenteil im Bereich einer politischen, nationalistischen, ja sogar ethnischen Mobilisierung anzusiedeln?
  • Städtepartnerschaften und Annäherung in Westeuropa nach 1945 : Es soll untersucht werden, wie sich die Städtepartnerschaftsbewegung zwischen dem Prozess bilateraler Annäherung der europäischen Staaten und dem Prozess der europäischen Integration  insgesamt einbettet. Wie hat der Abschluss von Städtepartnerschaften zur Wiederherstellung bzw. zum Aufbau von Vertrauen in Europa nach 1945 beigetragen?
  • Städtepartnerschaften und Kalter Krieg : Städtepartnerschaften wurden genutzt, um Beziehungen über den Eisernen Vorhang hinweg zu erhalten oder sogar aufzubauen. Es soll darum gehen, die lokalen Rahmenbedingungen und den Korrelationsgrad zwischen dem Abschluss der Städtepartnerschaften und dem Verlauf des Kalten Kriegs herauszuarbeiten. Insbesondere die deutsch-deutschen Städtepartnerschaften stehen im Zentrum des Interesses, die vor allem in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entstanden. Hierbei soll aber auch der Blickwinkel gewechselt und nachvollzogen werden, wie die Gründung neuer Städtepartnerschaften durch bereits vorhandene Partnerstädte wahrgenommen wird (z.B. die Reaktion von Mainz auf die Partnerschaftsunterzeichnung der Partnerstadt Dijon mit Stalingrad).
  • Städtepartnerschaften in Europa seit dem Ende des Kalten Kriegs : Sind Städtepartnerschaften ein wirksames Instrument für den Aufbau eines erweiterten Europas der Bürger? Können Städtepartnerschaften konfliktbeladene Beziehungen zwischen Ländern am Rande Europas (zwischen den Ländern der Balkanregion, zwischen Griechenland und der Türkei etc.) beschwichtigen? Wir werden die unterschiedlichen Ansätze von Städtepartnerschaften und die Realität der Austauschmaßnahmen zwischen den Partnern diskutieren. Haben die in Westeuropa bereits verschwisterten Städte vor dem Ende des Kalten Kriegs gemeinsame Strategien entwickelt, um sich einem dritten Partner in Mittel- oder Osteuropa anzunähern? Führt die Vielzahl der Städtepartnerschaften zu einem multilateralen Ansatz der Austauschmaßnahmen?
  • In diesem Abschnitt werden wir auch das Scheitern und die Ablehnung von Partnerschaften berücksichtigen: die gescheiterten Versuche der Nachkriegszeit; die Frage nach der Auflösung von Partnerschaften; das Problem des eventuellen „Einfrierens“ von Städtepartnerschaften im Fall eines örtlichen Wahlerfolgs extremistischer Parteien der Partnerstadt...

2. Zur Rolle von Geschichte und Erinnerung beim Abschluss von Städtepartnerschaften

  • Dieser Abschnitt hat zum einen das Ziel, die Bedeutung von parallelen und damit verbindenden Erfahrungen darzustellen. Beispielhaft sei das Städtepartnerschaftswerk von Coventry genannt, das die gemeinsame Erfahrung von Bombardements oder sogar der geplanten Vernichtung von Städten zum Ausgangspunkt hat
  • Und zum anderen möchte dieser Teil den Platz der Geschichte und des Gedenkens der Vergangenheit im Rahmen der Städtepartnerschaften heutzutage, analysieren. Wie kann eine Städtepartnerschaft, die mit den Erfahrungen einer besonderen Generation eng verbunden ist,fortbestehen? Worin bestehen heute der Sinn und der Inhalt der Partnerschaften? Warum weigern sich einige Städte, Partnerschaften abzuschließen oder sich mit Kommunen bestimmter Länder zu verschwistern?

3. Die soziale, symbolische und rechtliche Dimension von Städtepartnerschaften

  • Die erste Frage wird sich auf die „Worte der Freundschaft“, ihre Etymologie und Voraussetzungen ihres Erscheinens konzentrieren: appariements, parrainages, partenariats, jumelages, Städtepartnerschaften, Brücken, twin cities ; sister cities, etc...
  • Aus juristischer Perspektive soll versucht werden, die Kategorien von Städtepartnerschaften zu beleuchten. Ist eine wirkliche rechtliche Dimension von Städtepartnerschaften vorhanden oder handelt es sich vielmehr um einen symbolischen Vertrag?
  • Eine dritter Punkt konzentriert sich auf die „Erfindung einer Tradition“: die Durchführung von ritualisierten Städtepartnerschaftszeremonien (mit Urkunden, Freundschaftsverträgen, Eiden, manchmal Gottesdiensten, Austausch von Flaggen, Geschenken ...).
  • Schließlich wird die Schaffung eines Raumes für gemeinsame Erfahrungen und die Repräsentierung des anderen innerhalb der Städtepartnerschaft thematisiert: wie wird die Partnerschaft in der städtischen Struktur sichtbar, lokale Toponymie (Schilder am Eingang der Orte oder der Landkreise, Namen von Straßen und Gebäuden, Gedenktafeln usw.), lokale Feste...? 

Richtlinien zur Einreichung von Vorträgen

Vorschläge für Vorträge, unter Angabe eines präzisen Titels und einer Zusammenfassung von
höchstens 2000 Zeichen (mit Angabe der verwendeten Archive), einem kurzen Lebenslauf und einer Liste der wichtigsten Veröffentlichungen, werden bis zum

15. November 2014

an Corine Defrance UND Tanja Herrmann erbeten.

corine.defrance@wanadoo.fr

tanjaher@students.uni-mainz.de

Die Veranstalter bemühen sich um Übernahme der Reise- und Unterbringungskosten für Referentinnen und Referenten. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler möchten wir ausdrücklich zur Bewerbung ermutigen.

Die Arbeitssprachen der Konferenz sind Deutsch, Französisch und Englisch.

Das Kolloquium findet vom 15. bis 17. Oktober 2015 nehmen ( in Mainz / Mainz )

Wissenschaftlicher Beirat

  • Corine Defrance, Directrice de recherche au CNRS, UMR 8138 IRICE (CNRS/Universités de Paris 1 et IV)
  • Tanja Herrmann, doctorante en cotutelle, Johannes Gutenberg-Universität Mainz / Université de Paris 1-Panthéon-Sorbonne
  • Michael Kissener, Professeur d’histoire contemporaine, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Pia Nordblom, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (enseignant-chercheur), Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Ulrich Pfeil, Professeur de civilisation allemande, Université de Lorraine, Metz
  • Anita Ziegerhofer-Prettenthaler, Professeur d’histoire contemporaine, Karl-Franzens-Universität Graz

Orte

  • Mainz, Germany

Daten

  • samedi, 15. novembre 2014

Schlüsselwörter

  • jumelages, Europe, villes

Kontakt

  • Corine Defrance
    courriel : corine [dot] defrance [at] wanadoo [dot] fr

Informationsquelle

  • Corine Defrance
    courriel : corine [dot] defrance [at] wanadoo [dot] fr

Zitierhinweise

« Städtepartnerschaften in Europa », Beitragsaufruf, Calenda, Veröffentlicht am mercredi, 29. octobre 2014, https://calenda-formation.labocleo.org/303819

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