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Identität im Spiegel der Interdisziplinarität

L’identité à l’épreuve de l’interdisciplinarité

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Veröffentlicht am lundi, 04. mai 2015

Zusammenfassung

Aujourd’hui, les réflexions autour des « enjeux identitaires » sont au cœur de l’actualité politico-médiatique. Tandis que d’aucuns craignent un « repli identitaire » créateur de communautarismes, d’autres suggèrent que la création d’une identité européenne favoriserait l’intégration. Or, si chaque discipline s’est approprié la notion, l’usage qui en est fait paraît parfois hermétique. Prenant acte de la relative imperméabilité des frontières disciplinaires entre sciences sociales, linguistique et littérature, cette journée d’études franco-allemande pour jeunes chercheur(e)s se propose de réinterroger le concept d’identité en convoquant simultanément des outils communs à l’ensemble des disciplines et aux deux traditions scientifiques concernées.

Inserat

Präsentation

In den aktuellen medialen und politischen Debatten taucht der Begriff „Identität“ immer wieder vermehrt auf, bspw. in den Diskussionen über den Multikulturalismus oder die Herausbildung einer gemeinsamen europäischen Identität. Obwohl sich unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen den Begriff „Identität“ zu eigen machen, bleibt der Gebrauch dieses theoretischen Begriffs in der Praxis oft hermetisch.

Diese deutsch-französische Tagung für NachwuchswissenschaftlerInnen thematisiert diese Undurchlässigkeit zwischen den Sozial-, Literatur- und Sprachwissenschaften. Ziel der Tagung ist es, den Begriff „Identität“ anhand methodischer Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen sowie aus beiden (deutsch- und französischsprachigen) wissenschaftlichen Traditionen zu hinterfragen. Dabei stehen mögliche Schnittpunkte und Überlappungen zwischen den Sozial-, Literatur- und Sprachwissenschaften im Fokus.  

Über den schwierigen Dialog zwischen Linguistik und Sozialwissenschaften

Obgleich der Zusammenhang zwischen linguistisch-diskursiven Praktiken, Identitätsbildung und Machtverhältnissen ein klassischer Gegenstand der Sozialwissenschaften darstellt, haben interdisziplinäre Ansätze bisher noch zu wenig zu empirischen Studien auf diesem Gebiet geführt. Die Arbeiten von diversen Forschern, wie z.B. Reinhart Koselleck, Christian Geulen (Begriffsgeschichte) oder auch Niklas Luhmann in diachronischer Semantik haben keinen neuen interdisziplinären, deutsch-französischen Weg eingeschlagen, obgleich Forscher wie Jacques Guilhaumou oder Dietrich Busse sich darum bemüht haben.

Die Diskursanalyse zum Beispiel, die sich als interdisziplinäres Forschungsfeld (oder -methode) an der Schnittstelle zwischen Linguistik und Sozialwissenschaften befindet, ist in Deutschland und Frankreich in sehr verschiedene Ansätze gemündet. So ist die deutsche, von Foucault beeinflusste Diskursanalyse, die in den „Diskursregeln“ die Offenbarung der „Gesellschaftsregeln“ zu sehen vermag (Wedl, 2007: 51), vor allem soziologisch geprägt, während die französische Schule der Diskursanalyse auf die Linguistik fokussiert.

Identität(en): ein Forschungsgegenstand am Scheideweg der Disziplinen

Im Hinblick auf das Thema dieser Tagung ist die scheinbare Undurchlässigkeit der verschiedenen Disziplinen umso erstaunlicher, als der Begriff „Identität“ für eine dezidiert interdisziplinäre Vorgehensweise geeignet ist. Wie ist das Zusammenspiel zwischen sozialen und diskursiven Identitäten zu deuten? Wie ist die „Performativität“ der Sprache (Judith Butler), also der Aufbau einer sozialen Realität durch die Sprache zu denken? Jede interdisziplinäre Überlegung zu dieser Frage setzt deren Kontextualisierung voraus: In welcher Umgebung bilden Individuen und/oder Gruppen ihre Identität(en)? Drei Forschungsrichtungen werden in diesem Kontext berücksichtigt:

1. Panel: Identität(en), Kategorie(n) und Machtverhältnisse

Wenn Identität entweder als ein Prozess der Zuschreibung von außen (insbesondere durch die herrschenden Gruppen, die über die „Benennungsmacht“ verfügen), oder als das Ergebnis dieses Prozesses betrachtet wird, kommt man zu einer Herangehensweise, die durch eine binäre Kategorisierung geprägt ist (die traditionelle Dichotomie sie/wir). Welche linguistischen Werkzeuge könnten in der Geschichte und der Soziologie übernommen werden, um die Ko-Konstruktion der Identität/Alterität zu erforschen? Wie können wiederum die Sprach- und Literaturwissenschaften die Gegebenheiten aus diesem Kontext nutzen, um die Vorherrschaft mancher „Formeln“ (Alice Krieg-Planque) im kommunikativen Raum zu verstehen? Eine Herangehensweise, die Sozialwissenschaften und Linguistik zusammenbringen würde, könnte u.a. die Analyse der Kategorien von „Rasse“, „Gender“ oder Ethnizität erneuern, seien diese getrennt oder in ihren Überkreuzungen (ihrer Intersektionalität) betrachtet.

2. Panel: Identität als ein Prozess der Selbst-Identifizierung ?

Wie eignen sich Individuen ihre Zugehörigkeiten an, oder wie erfinden sie diese neu, wenn sie unter Zwang stehen? Dieses Panel interessiert sich für empirische Fallstudien, die sich mit den diskursiven Praktiken von individuellen sowie kollektiven Akteuren befassen. Wie drücken soziale Bewegungen ihren Protest gegen externe Identifizierungen aus? Wie setzen Minderheitsgruppen ihre Identitätsansprüche durch? Kann sich die linguistische Gegenüberstellung von prä-diskursivem und diskursivem Ethos dem soziologischen Gebrauch des Begriffs Ethos (z.B. des professionellen Ethos) nähern? Dies sind einige der möglichen Fragen, die in diesem Panel zu empirischen Untersuchungen führen könnten.

3. Panel: Das Ende der Identitäten: Auf dem Weg zu einer post-identity?

Bereits ab den 1980er Jahren kam es, hervorgerufen durch eine Strömung aus dem Post-Strukturalismus, zu einer Infragestellung des Identitätsbegriffs als analytische Kategorie, die weitgehend zu oft gebraucht sei (Rogers Brubaker, 2001). Die Geisteswissenschaften wurden von den Forschungsarbeiten der Literaturwissenschaftler G.K. Spivak und Edward Saïd sowie des Soziologen Paul Gilroy inspiriert. Dies führte zum Aufkommen der Hybriditätsidee in den Post-Colonial Studies als einer Alternative zur künstlichen Steifheit des Begriffs „Identität“. Allgemein gesehen stellt sich in diesem Zusammenhang außerdem die Frage, ob dieser Begriff überhaupt noch relevant ist. Geht man nicht das Risiko ein, etwas zu reifizieren, was vielleicht nur eine diskursive Konstruktion ist, auch wenn von vielfältigen, ja widersprüchlichen Identitäten innerhalb der von vermeintlich homogenen sozialen Gruppen oder der Individuen die Rede ist?

Kalender

Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag (max. 500 Worte) mit Kurzbiografie bis spätestens 31.05.2015 an folgende Adressen: naomi.truan@ens-lyon.fr; dchemeta@gmail.com; lea.renard@iepg.fr.

Zusagen über angenommene Beiträge werden bis zum 25.06.2015 verschickt.

Für weitere Informationen über GIRAF-IFFD siehe auch die Webseite: http://www.giraf-iffd.eu

Organisationsteam

  • Naomi Truan, Université Paris IV-Sorbonne / Freie Universität, Berlin / Centre Marc Bloch  
  • David Chemeta, Université de Strasbourg
  • Léa Renard, Université de Grenoble / Université de Potsdam / Centre Marc Bloch

Praktische Informationen

Die Tagung richtet sich an NachwuchswissenschaftlerInnen, insbesondere Promovierende. Tagungssprachen sind Deutsch und Französisch. Die Vorträge sollen nicht länger als 20 Minuten dauern.

Interdisziplinäre Forschungsansätze sowie monodisziplinäre Ansätze, die unterschiedliche Wissenschaftstraditionen zu vereinen versuchen, sind besonders willkommen.

Die Tagung findet am Freitag, den 27.11.2015 von 9:00 bis 17:30 im Zentrum Marc Bloch (Berlin) statt.

Nach Möglichkeit werden die Reise- und Übernachtungskosten sowie die Verpflegung vor Ort für die TeilnehmerInnen übernommen (max. 135€ für die Reisekosten).


Daten

  • dimanche, 31. mai 2015

Schlüsselwörter

  • identité, interdisciplinarité, franco-allemand

Kontakt

  • David Chemeta
    courriel : dchemeta [at] gmail [dot] com
  • Léa Renard
    courriel : rele [at] wiko-berlin [dot] de
  • Naomi Truan
    courriel : naomi [dot] truan [at] ens-lyon [dot] fr

Informationsquelle

  • David Chemeta
    courriel : dchemeta [at] gmail [dot] com

Zitierhinweise

« Identität im Spiegel der Interdisziplinarität », Beitragsaufruf, Calenda, Veröffentlicht am lundi, 04. mai 2015, https://calenda-formation.labocleo.org/325124

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