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Arbeit und Familie in der ständischen Gesellschaft

Travail et famille dans une société d’ordres

Work and family in an order-based society

Interdisziplinäre Perspektiven im interkulturellen Dialog

Dialogue interculturel dans une perspective interdisciplinaire

Intercultural dialogue and interdisciplinary perspectives

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Veröffentlicht am vendredi, 10. février 2017

Zusammenfassung

Der Workshop zielt darauf ab, deutschen und französischen NachwuchswissenschaftlerInnen der Geschichtswissenschaft und der Rechtsgeschichte ein Forum zu bieten, in dem sie ihre Forschungen zu den Zusammenhängen, wechselseitigen Einflüssen und gegenläufigen Tendenzen zwischen Arbeit und Familie vom Hochmittelalter bis zum Ende der Frühen Neuzeit (ca. 1100-1815) vorstellen und im interdisziplinären Dialog diskutieren können. Die drei Schwerpunkte der Normaushandlung, der Ungleichheit und des Einflusses kulturellen, politischen und sozioökonomischen Wandels ermöglichen eine Untersuchung der Beziehungen zwischen Arbeit und Familie aus der innovativen Perspektive sozialer und kultureller Diversität.

Inserat

Präsentation

Die enge Verwobenheit von Arbeit und Familie in der Vormoderne erscheint in der heutigen westlichen Welt der überwiegenden Lohn- und Gehaltsarbeit außerhalb des eigenen Wohnorts von (nahezu ausschließlich) Erwachsenen fremd. Doch gibt es vielfältige Tendenzen, die Arbeit und das ‚Private‘ wieder näher aneinander rücken lassen: Freiberuflichkeit, Arbeits- und Lebenskollektive vor allem jüngerer Selbständiger, Arbeit im Homeoffice etc. Diese Entwicklungen rufen auch ein wieder erstarktes Interesse an den historischen Verflechtungen von Arbeit und Familie in Westeuropa hervor. Fragen nach Arbeit bzw. Wirtschaft(en) stehen aktuell im Fokus der geschichtswissenschaftlichen und rechtshistorischen Forschung: Konferenzen wie „Arbeit und Freizeit in Industriegesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts“ (Wien, Januar 2016) und „Gender, Law and Economy in Early Modern and Modern Europe“ (Rouen, November 2016) belegen die neue Intensität des Interesses. Der Workshop ergänzt diese Ansätze um den Gesichtspunkt der Familie sowie Fragen nach dem Einfluss verschiedener Normen in Verbindung mit kultureller und sozialer Diversität in der Ständegesellschaft.

Er zielt darauf ab, deutschen und französischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern der Geschichtswissenschaft und der Rechtsgeschichte ein Forum zu bieten, in dem sie ihre Forschungen zu den Zusammenhängen, wechselseitigen Einflüssen, Widersprüchen und gegenläufigen Tendenzen zwischen Arbeit und Familie vom Hochmittelalter bis zum Ende der Frühen Neuzeit (ca. 1100-1815) vorstellen und im interdisziplinären Dialog diskutieren können. Die Kohärenz dieses langen Zeitraums liegt im Modell der Ständegesellschaft begründet, das sich von der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft der Moderne mit der gesteigerten Wertschätzung des Individuums abgrenzt. Ausgehend von einer grundsätzlichen Einschränkung der Bedeutung des Begriffs ‚Arbeit‘ auf seine sozialwissenschaftliche Schattierung der menschlichen Tätigkeit zur Subsistenz und zum Erwerb von Konsumgütern, einschließlich der Reproduktionsarbeit, stehen drei Untersuchungsbereiche im Mittelpunkt der Tagung.

1. Normaushandlung: Konformität, Umgehung und Instrumentalisierung

Hier geht es sowohl um die Wahrnehmung von Normen und Praktiken im (Spannungs-)Verhältnis von Arbeit und Familie als auch um (normativ geprägte) Praktiken und Ideologien selbst. Normativität wird als Multinormativität gefasst und schließt nicht nur geschriebenes und Gewohnheitsrecht, sondern ebenso soziale, religiöse, kulturelle, technologische und wirtschaftliche Normen ein. Welchen Einfluss konnten so unterschiedliche Rechtsbereiche wie die Statuten und Vorschriften von Korporationen, verschiedene Güterstände, Erbrecht, arbeitsrechtliche Regeln bspw. zur Vermietung von Diensten oder auch kirchliche Rechtsinstitute wie die Trennung von Tisch und Bett auf die Arbeit im Kontext der Familie haben? Wie interagierten diese mehrheitlich privatrechtlichen Normen mit wirtschaftlichen Logiken, religiösen und sozialen Normen, bspw. Vorstellungen von ‚typisch weiblicher‘ und ‚typisch männlicher‘ Arbeit, in unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen? Mit welchen Strategien und Interessen befolgten, umgingen und/oder brachen Akteure und Akteurinnen mit diesen Normen?

2. Ungleichheiten

Dieser thematische Block rückt die Aufmerksamkeit auf den Einfluss von Kategorien wie Alter, sozialer Stand, Zivilstand, Geschlecht, kultureller Hintergrund, Konfession, Stadt und Land auf den Themenkomplex. Mögliche Untersuchungsgebiete sind beispielsweise der Zugang zu bestimmten Arbeitstätigkeiten oder die Entlohnung von Arbeit. Nicht nur diese Strukturkategorien, sondern vor allem verschiedene Verwandtschaftspositionen und -konstellationen wie Kern-, Stief- und erweiterte Familie, Tante, Großvater, Kind sollen einer komplexen Realität entsprechend in den Blick genommen werden. Inwiefern ergaben sich aufgrund einzelner oder mehrerer dieser Faktoren Ungleichheiten hinsichtlich der Teilhabe an Handwerk, Handel, Dienstleistungen, Freien Berufen und der Verwaltung von Eigentum? Welche Rückwirkungen hatten sie auf die Qualität familiärer Beziehungen, für den Aufbau oder die Desintegration familiärer Netzwerke und Betriebe, für unterschiedliche Arbeitsformen wie das Verlagssystem oder die außerhäusliche Lohnarbeit, die enger oder lockerer mit dem familiären Haushalt verbunden waren? Die Bedeutung von kultureller und sozialer Diversität soll so eingehend beleuchtet werden.

3. Einfluss politischen, kulturellen und sozioökonomischen Wandels

Ein letztes Interesse besteht in der Rolle von politischen, kulturellen und sozioökonomischen Makrophänomenen wie der Großen Pest, der Reformation, des Merkantilismus, der Proto-Industrialisierung und der Französischen Revolution auf die Verflechtungen von Arbeit und Familie. Welchen Niederschlag fanden solche ‚Großereignisse‘ und strukturellen Veränderungen auf der Mikroebene der Familie und ihren Arbeitsmöglichkeiten? Welche Entwicklungen lassen sich zwischen dem Hochmittelalter und dem Beginn der Moderne ausmachen? Dieser Schwerpunkt unterstreicht die Ausrichtung des Workshops an einer Verbindung der Perspektive der longue durée vom Hochmittelalter zum Beginn der Moderne mit dem stärker mikrohistorisch ausgerichteten Feld der Geschichte der Familie und der Arbeit. Eng damit verknüpft ist das Gespräch zwischen den Disziplinen. Welche Quellen und Herangehensweisen nutzen HistorikerInnen und RechtshistorikerInnen und inwiefern unterscheidet sich das jeweilige Erkenntnisinteresse im Hinblick auf die Zielebene?

Bewerbung

Das Atelier verfolgt einen interkulturellen pädagogischen Ansatz mit dem Ziel, den interdisziplinären und deutsch-französischen Austausch sowie die Netzwerkbildung von NachwuchswissenschaftlerInnen zu ermöglichen und zu intensivieren. Daher trennt der Workshop die Art der Teilnahme nach‚ NachwuchswissenschaftlerInnen‘ und ‚WissenschaftlerInnen‘. Die erstgenannten erhalten die Möglichkeit ihre Forschungen zu präsentieren, die letztgenannten werden gebeten, den Workshop einzuleiten, zu moderieren und zu kommentieren, um so ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben zu können.

Die Präsentation der NachwuchswissenschaftlerInnen besteht aus drei Teilen, die sämtlich in der Muttersprache vorbereitet werden:

 1. ein Poster, welches das Forschungsthema, Quellen und Herangehensweisen sowie Ergebnisse mithilfe von knappen Texten sowie visualisierenden Methoden (Grafiken, Bilder etc.) erläutert;

2. ein Kurzreferat von 10 bis 15 Minuten, das argumentativ die wichtigsten Ergebnisse darlegt und zur Diskussion einlädt;

3. eine unterstützende PowerPoint.

Die Organisatorinnen stellen einen Leitfaden für die Anfertigung der Poster bereit und übernehmen sowohl die Übersetzung der muttersprachlichen Textteile in die andere Sprache des Workshops sowie den Druck, um die TeilnehmerInnen zu entlasten.

Aufbauend auf diesen Vorbereitungen wird jedes Panel des Workshops mit einem Posterrundgang beginnen, der darauf abzielt, im informellen persönlichen Gespräch an den Postern und über ihren Inhalt sprachliche und disziplinäre Kommunikationsbarrieren aufzuheben. Die Erstellung von Postern hat außerdem den Vorteil, die NachwuchswissenschaftlerInnen mit dieser Form der wissenschaftlichen Kommunikation vertraut zu machen, die zunehmend in den Geschichtswissenschaften genutzt wird. An den Rundgang schließen sich die Kurzreferate mit Diskussion an, welche von jeweils einem/r WissenschaftlerIn geleitet wird. Zum Abschluss des Workshops kommentieren diese ‚ihr‘ Panel und führen in der Schlussdiskussion die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Themenvorschläge (max. 500 Wörter; geschrieben in Deutsch oder Französisch) von NachwuchswissenschaftlerInnen aus den genannten, aber gerne auch weiteren Disziplinen, werden bis zum

11. März 2017

mit einem kurzen Lebenslauf an die Organisatorinnen Audrey Dauchy und Laila Scheuch unter folgender Emailadresse erbeten: arbeitundfamilie2017@institutfrancais.de

Datum: 08.- 09. Juni 2017

Veranstaltungsort: Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt am Main

Arbeitssprachen: Deutsch und Französisch, ggf. erweitert um Englisch

Die Veranstaltung wird von der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert.

Bei erfolgreichem Abschluss des Workshops ist eine Publikation der Ergebnisse vorgesehen.

Die Organisatorinnen bemühen sich um die komplette Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten der TeilnehmerInnen.

Zusammensetzung der Auswahlkommission

  • Prof. Dr. Thomas DUVE, Direktor, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
  • Prof. Dr. Pierre MONNET, Directeur de l'Institut Franco-Allemand/Sciences Historiques et Sociales (IFRA/SHS), Directeur d'études à l'EHESS
  • Dr. Stefanie RÜTHER, Forschungskoordinatorin, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
  • Prof. Dr.  Stefan VOGENAUER, Geschäftsführender Direktor, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte

Orte

  • Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte Hansaallee 41
    Frankfurt am Main, Germany (60323)

Daten

  • samedi, 11. mars 2017

Schlüsselwörter

  • famille, travail,

Kontakt

  • Audrey Dauchy
    courriel : audrey [dot] dauchy [at] institutfrancais [dot] de
  • Laila Scheuch
    courriel : scheuch [at] rg [dot] mpg [dot] de

Informationsquelle

  • Audrey Dauchy
    courriel : audrey [dot] dauchy [at] institutfrancais [dot] de

Zitierhinweise

« Arbeit und Familie in der ständischen Gesellschaft », Beitragsaufruf, Calenda, Veröffentlicht am vendredi, 10. février 2017, https://calenda-formation.labocleo.org/392407

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