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Zwischen Leben und Existenz. Nietzsche und der französische Existenzialismus
Entre vie et existence. Nietzsche et l’existentialisme français
Between Life and Existence. Nietzsche and French Existentialism
Veröffentlicht am mercredi, 19. février 2020
Zusammenfassung
Es hat bislang nur wenige Untersuchungen gegeben, die der Beziehung zwischen Nietzsche und dem französischen Existenzialismus nachgehen. Das Symposium will diese Forschungslücke schließen unter Einbeziehung aller relevanten Disziplinen (Philosophie, Literaturwissenschaft, Ideengeschichte …). Beiträge können sich etwa mit biographischen Aspekten beschäftigen (Inwieweit haben die französischen Existenzialisten Nietzsche wirklich gelesen?), mit philosophischen Vergleichen oder auch mit Fragen, die die systematische Aktualität der zur Diskussion stehenden Thesen und Themen betreffen. Wir bemühen uns um die Abdeckung der Reise- und Übernachtungskosten für die Referenten, können sie jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht garantieren.
Inserat
Internationales Symposium im Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg vom 31. 7. bis 2. 8. 2020
Präsentation
Eine gemeinsame Veranstaltung der Sartre-Gesellschaft, der Friedrich Nietzsche Stiftung, der Nietzsche-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für französischsprachige Philosophie.
Nietzsche als Vordenker des französischen Existenzialismus zu betrachten, ist angesichts der relativ wenigen expliziten Verweise auf ihn in den Werken zumindest Jean-Paul Sartres und Simone de Beauvoirs keine Selbstverständlichkeit. Dennoch ist die systematische Nähe zwischen den Themen des Existenzialismus und denjenigen Nietzsches offenkundig: Wie auch die Existenzialisten diagnostiziert Nietzsche eine grundsätzliche Sinnlosigkeit der Welt, stellt das Individuum in den Mittelpunkt seines Denkens, interessiert sich für die psychologische und vor allem auch die physiologische Seite seiner Existenz, kritisiert einseitige Weltzugänge, die der Vielfalt der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Wie Nietzsche experimentieren auch die Existenzialisten oft mit Schreibformen zwischen Literatur und Philosophie und versuchen, das philosophische Vokabular durch einen kreativen Umgang mit der Sprache zu erweitern.
Die Nietzsche-Rezeption des französischen Existenzialismus ist dabei nicht nur von Interesse, weil in ihr philosophische Fragen eine Rolle spielen, die bis heute virulent sind, sondern auch, weil sie einen interessanten Sonderweg von Nietzsches Aneignungsgeschichte darstellt, der sich sowohl von der postmodernistischen Linie der Nietzsche-Rezeption als auch von der Nietzsche-Aneignung im deutschsprachigen Raum beispielsweise durch die Frankfurter Schule deutlich unterscheidet. Insbesondere Nietzsches Individualismus wird vom französischen Existenzialismus ins Zentrum des Interesses gerückt.
Von besonderer Relevanz ist dabei die Untersuchung der Nietzsche-Aneignung des französischen Existenzialismus hinsichtlich der immer wieder diskutierten Frage nach der politischen Wirkung von Nietzsches Denken. Jüngere Studien haben darauf aufmerksam gemacht, dass Beauvoirs Feminismus einige nietzscheanische Impulse aufgreift, dasselbe gilt für Frantz Fanons Rassismuskritik. In Albert Camus’ wichtigem Beitrag zur Philosophie politischer Dissidenz, L’Homme révolté (1951), wird Nietzsche zwar scharf kritisiert, zugleich liegt jedoch der Eindruck nahe, dass Camus gerade in seiner Ablehnung Nietzsche dem Geiste nach verbunden bleibt. Dasselbe gilt möglicherweise auch für Jean Amérys Kritik an Nietzsches Ressentimentkritik im Zuge seiner Erfahrung als Überlebender der Schoah.
Es hat bislang nur wenige Untersuchungen gegeben, die der Beziehung zwischen Nietzsche und dem französischen Existenzialismus nachgehen. Das Symposium will diese Forschungslücke schließen unter Einbeziehung aller relevanten Disziplinen (Philosophie, Literaturwissenschaft, Ideengeschichte …). Beiträge können sich etwa mit biographischen Aspekten beschäftigen (Inwieweit haben die französischen Existenzialisten Nietzsche wirklich gelesen?), mit philosophischen Vergleichen oder auch mit Fragen, die die systematische Aktualität der zur Diskussion stehenden Thesen und Themen betreffen.
Wir bemühen uns um die Abdeckung der Reise- und Übernachtungskosten für die Referenten, können sie jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht garantieren.
Vortragsvorschläge
Wir bitten um die Einsendung aussagekräftiger Abstracts in einer der Konferenzsprachen von maximal 300 Wörtern, begleitet von einer kurzen Angabe zur aktuellen institutionellen Verortung und akademischem Grad
bis zum 29. Februar 2020
an die Adresse paul.stephan[at]philosophie.uni-freiburg.de.
Wir freuen uns über interessante und relevante Einsendungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Qualifikationsstufen.
Wissenschaftliche Leitung
- Paul Stephan (Freiburg/Hannover)
- Alfred Betschart (Chur)
- Andreas Urs Sommer (Freiburg)
Konferenzsprachen: Deutsch, Französisch und Englisch
Kategorien
- Geistesgeschichte (Hauptkategorie)
- Erkenntnis > Geistesgeschichte > Philosophie
- Zeitraum > Neuere und Zeitgeschichte > 19. Jahrhundert
- Erkenntnis > Geistesgeschichte > Geistesgeschichte
- Erkenntnis > Sprachwissenschaften > Literaturwissenschaft
- Zeitraum > Neuere und Zeitgeschichte > 20. Jahrhundert
- Zeitraum > Neuere und Zeitgeschichte > 20. Jahrhundert > 1945-1989
Orte
- Naumburg, Germany
Daten
- samedi, 29. février 2020
Schlüsselwörter
- Nietzsche, existentialisme, Sartre, de Beauvoir, Camus, individualisme
Kontakt
- Paul Stephan
courriel : paul [dot] stephan [at] philosophie [dot] uni-freiburg [dot] de
Informationsquelle
- Stephan Paul
courriel : paul [dot] stephan [at] philosophie [dot] uni-freiburg [dot] de
Zitierhinweise
« Zwischen Leben und Existenz. Nietzsche und der französische Existenzialismus », Beitragsaufruf, Calenda, Veröffentlicht am mercredi, 19. février 2020, https://calenda-formation.labocleo.org/753700